Bajonettsammlung Hugo Schürer

Einleitung


Die folgende Einleitung wurde verfasst von Hugo Schürer und diente u.a. zur Erklärung der Struktur der Datenblätter (Beispiel Griffbajonett und Beispiel Tüllenbajonett), die er zu seinen Sammelstücken anfertigte und als Legende für die darin verwendeten Codes.
Das Original-Dokument hierzu finden Sie hier



Allgemein

Der Leitgedanke der Sammlung ist die Darstellung der Entwicklung des Bajonettes mit seinen diversen Varianten. Folgerichtig ist die Sammlung international, aber national gegliedert. Erfaßt ist der Zeitraum von ca. 1650 bis heute.
Aufgrund der Vielfalt des Themas sind gewisse Lücken unvermeidbar. Die große Linie ist jedoch durch Belegstücke klar dargelegt. Gesammelt wurden nur Ordonanzwaffen, Eigentumswaffen nur vereinzelt als "Lückenbüßer". Der Zustand ist normaler Gebrauchszustand. Zustand "Exzellent" nur Ausnahme.

Verwendete Abkürzungen
OSd ohne Scheide
LS Lederscheide
StS Stahlscheide
K Nummer in Kiesling "Bayonets of the World"
BB Nummer in Watts & White "The Bayonetbook"
ABC Nummer in VIAL "Atlas de la Bajonette de Collection"
N Nummer wie oben, aber neue Ausgabe
C Nummer in Carter "German Bayonets"
KL Nummer in Kulinski "Schtiki Mira"
S Nummer in Seidemann "Das Kalaschnikow-Bajonett"
   
T Tüllenbajonett, gegebenenfalls auch Code des Aufbaues
N Nadelbajonett
KL Klappbajonett
   
Tl Tüllenlänge
ØT Innendurchmesser der Tülle


Zur Beschreibung von Griffbajonetten

Während die Beschreibung der Klinge allein meist keine Schierigkeit bereitet, ist eine genauere Beschreibung der gesamten Waffe manchmal relativ schwierig. Für den Sammler genügt eine allgemeine Beschreibung eines Bajonettes kaum, denn schon geringe Unterschiede in den Dimensionen wie z.B. in der Grifflänge kennzeichnen u.U. bereits verschiedene Waffen, auch wenn sie sich sonst vollkommen gleichen. Wie z.B. das österreichische Mannlicherbajonett M 95 und das M 95/9O.
Ferner ist es in vielen Fällen wünschenswert, die Seiten der Waffe einwandfrei festzuschreiben. In der Literatur herrscht in dieser Beziehung ein gewisser Wirrwar. Man findet die Bezeichnungen links und rechts, außen und innen, Terz- und Quartseite. Bei Messer- und Mehrzweckbajonetten ist letztere aus dem Fechten übernommene Bezeichnung sowieso mehr als anrüchig.
Was ist innen und was außen? Der Hinweis auf die Trageweise hilft dann nicht weiter, wenn z.B. die Scheide - wie nur zu oft - zu einer nicht alltäglichen Waffe fehlt. Der Drückerknopf - oft als Anhaltspunkt genommen - gibt keinen Hinweis! Wenn der Drückerknopf z.B. beim deutschen S 84/98, wenn am Koppel getragen, nach außen zeigt, weist z.B. der Drückerknopf bei Schweizer Bajonetten nach innen, also zum Körper hin !
Ein immer und allgemein gültiges Bezeichnungssystem muß also von der Waffe selbst ausgehen. Ich gehe für meine Sammlung wie folgt vor:
Blick auf die Waffe in Stoßrichtung (Spitze vom Betrachter abgewendet), Lauf als oberer Scheitelpunkt, dann ist die Seitenangabe links oder rechts klar und eindeutig gegeben. Es spielt dann auch keine Rolle, wo das Bajonett am Gewehr befestigt ist.
Oberhalb des Laufes wie bei einigen G3-Modellen oder links vom Lauf wie beim österreichischen M88, rechts wie beim deutschen M 71 oder unterhalb wie bei den Repetiergewehren fast allgemein üblich. Die Seitenbezeichnung bleibt in jedem Falle von der Trage- oder Aufpflanzanordnung unberührt.
Als Hilfe zur genaueren Beschreibung dient das beiliegende Schema und die Codierung von Griff und Haltenut.

Gefäß-Code für Griffbajonette
Maße in mm Code Griffbajonett
a Gesamtlänge des Griffes
b Abstand der Parierstangenöffnung zum Griffrücken
c Durchmesser der Parierstangenöffnung bzw. des Laufringes
d Abstand Parierstange - Ende Haltenut
e Länge der Haltenut
f Abstand Parierstange zur Anlagefläche der Arretierung

Gefäß-Code der Nut an Griffbajonetten
Maße in mm Code Nut

zum Beispiel :
 
deutsches S84/98 a 126 / b 1,5 / c- / d 83 / e 41 / f 112,5
dänisches Madsen M 1947 a 108 / b 3 / c 15,5 / d 86 / e 18,5 / f 93,8




Zur Beschreibung von Tüllenbajonetten

Allgemeine Hinweise zur Bestimmung von Tüllenbajonetten
Tülle geschlitzt ca. 1700
Tülle ohne Ringverstärkung ca. vor 1725
Tülle mit Ringverstärkung ca. ab 1725
Tülle mit Bajonettverschluss ohne Sperrring ca. vor 1730
Tüllenlänge ca. vor 1730 40 - 115mm
ab 1730 meist ca. 75mm
Brown Bess meist 100mm
Einschneidige, schwere Klingen ca. ab 1700 England, Schweden
Zweischneidige Klingen ca. 1700 - 1720
Kurze, flache Klingen ohne Tüllenwulst meis Anfang 18. Jahrhundert
Längere, meist reine Stoßklingen m. leichtem Winkel n. außen nach ca. 1750
Zwischentypen meist ca. 1710 - 1750
Klingenlänge um ca. 1700 ca. 30cm, ab ca. 1720 ca. 35 - 46cm
Klingenquerschnitt dtsch B. 1730 -1780 meist vier- oder sechseckig
Engl. meist gleichschenkeliges Dreieck
restl. Europa und Amerika meist
gekehlter Dreieckquerschnitt
Klingenwinkelstellung nach außen ab ca. 1700 bis Einführung der Hinterladung
Klingenansatz brit. meist mit ausgeprägter Randleiste
europ. und amerik. Hohlkehlen laufen über Ellbogen hinaus durch
Ellbogen extrem kurz oder lang, meist Anfang 18. Jahrhdt.
ab etwa 1750 Standardlänge ca. 25mm
Haltewarze Laufunterseite Preußen, Dänemark, Frankreich, Holland
Haltewarze zugleich Korn oder Kornstöckel USA, England, Holland
Tüllen-Innen-Ø frühe Modelle ca. 25mm
um 1850 ca. 20 -21mm
später 17 - 18mm


Die genaue Beschreibung eines Tüllenbajonettes ist immer schwieriger als die eines Griffbajonettes. Die Typenbeschreibung eines Tüllenbajonettes läßt slch mit Hilfe des von mir angewendeten 5-Zeichen-Codes ziemlich, in den meisten Fällen ganz genau durchführen. Die maßliche Ergänzung sowie sonstige Informationen werden nach dem beiliegenden Schema aufgelistet.
Klingenmaße werden am Klingenanfang gemessen. Klingeninnenseite lst die bei Dreikantbajonetten dem Lauf zugewendete flache Seite. Das Maß für den Abstand des Bajonettarms wird folgendermaßen ermittelt:
In der Tülle wird ein RUNDER Gegenstand flach an die dem Arm anliegende Innenwand gedrückt. Mit einer Schiebelehre wird der Abstand zwischen Gegenstand und Klingenanfang gemessen. Diese Methode hat den Vorteil, obzwar sie immer die Wandstärke der Tülle einbezieht, daß sie aufgrund der festliegenden, bequemen Meßpunkte immer die gleichen Ergebnisse liefert.
Angaben in der Literatur sind oft nicht auskunftsfähig, weil sie nicht klar aussagen, ob man von der Mittelachse, von der Innenwand oder Außenwand ausgeht.

Zum Code:
   1    bezieht sich auf die Tülle

A Tülle mit Basalringbefestigung
B Tülle mit Mittelringbefestigung
C Tülle mit Ring aber mit Randleiste
D Glatte Tülle
E Alle anderen (Sonder-) Formen
   2 I bis VIII zeigen die Klingenschultern
   3 gibt die Position des Ganganfanges,gesehen in Stoßrichtung, der Arm ist unten.
   4 Gangformen, gesehen bei vom Betrachter wegzeigender Klingenspitze.
   5 Klingenquerschnitte in der Mitte der Klinge.
  Code Tüllenbajonette

Ist ein Merkmal eines Bajonettes hier nicht enthalten, so wird dies in der Code-Formel mit - (= nicht vorhanden) bzw. durch Erläuterung u.U. auch im Schema - bezeichnet.
z.B. Code:
Schwedisches M 1815/45/48 A/2 - g α 1
Baierisches M1804/1826 A/1 IV g α 14
Preußisches M 1839 C/1 IV - - 1
Französisches AN IX Mousqueton B/1 IV a δ 1

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Letzte Änderung 20.06.2014